Schlagmann, Klaus
Die Narzissmus-Lüge
Über den Missbrauch eines
emanzipatorischen Mythos
2021
178 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
€ 24,90 (D)
ISBN 978-3-8301-1871-8
R.G.Fischer Verlag
Auch als E-Book erhältlich € 14,99
Narziss ist – nach griechischem Mythos – ein schöner Jüngling. Seine Geschichte wird in verschiedenen Varianten erzählt. Der 16-Jährige leidet einerseits am plötzlichen Tod seiner Zwillingsschwester sowie am Verlust ihm gleichfalls ähnlich sehender, geliebter Angehöriger: Vater und Mutter. Das Betrachten seines Spiegelbildes im Wasser verstärkt in ihm diesen Schmerz. Andererseits wird erzählt, dass er an der psychischen und physischen Gewalt leidet, die ihm abgewiesene VerehrerInnen zufügen.
Narziss ist also ein
Opfer von Schicksal und Bedrängnis.
Doch die psychologische Theorie definiert
Narzissmus als Selbstgefälligkeit. Sie erklärt
Narziss zum egozentrischen Täter. Damit missversteht sie seit über hundert Jahren die gehaltvolle Fabel. Verwirrung ist vorprogrammiert. Das diffuse Konzept
Narzissmus wird gleichermaßen Egomanen, Müttern, Säuglingen, Mobbingopfern und echten Helden der Menschheit übergestülpt.
Und, mehr noch: Mit ihrer – zwangsläufig wirren – Vorstellung von
Narzissmus im Kopf dichten internationale renommierte AutorInnen heute allen Ernstes
Narziss weitere Verfehlungen an. Seine Trauer sei
depressiv. Er, das Stalking-Opfer, sei
beziehungsunfähig und
schuld am Leid der abgewiesenen StalkerInnen. Ein 2005 in Wikipedia erfundener
Fake-Mythos, der Narziss zur Witzfigur herabwürdigt, wird naiv übernommen. »Die
Narzissmus-Lüge« entlarvt zwanzig Texte aus zumeist neuerer Zeit, die solchen Unsinn propagieren.